Sharing: Marioenrico D'Angelo - Living Pillars

Beginn
Dienstag 26. August 2025, 18h00
www
www.dampfzentrale.ch/event/marioenrico_residenz_sharing_26-8-25/
Ort/Lokal
Dampfzentrale
Details
Marioenrico D'Angelo residiert vom 25.-29. August in der Dampfzentrale Bern. Am Dienstag, 26. August um 18:00 Uhr findet ein Sharing von Marioenricos aktueller Arbeit statt.

«Nature is a temple where living pillars sometimes emit confused words» Charles Baudelaire, «Correspondences», in The Flowers of Evil

In seiner nächsten choreografischen Recherche widmet sich Marioenrico D’Angelo gemeinsam mit den Performer*innen Angela Demattè und Edoardo Brovardi dem Konzept der natürlichen Bedeutung und ihrer Rolle im Tanz.

Der Sprachphilosoph Paul Grice unterschied zwei Arten von Bedeutung. Die erste ist «konventionell» oder «unnatürlich» – wie bei Wörtern, deren Bedeutung auf Übereinkunft beruht. Wenn ich etwa sage: «Ich habe Hunger», besteht kein natürlicher Zusammenhang zwischen diesen Lauten und meinem körperlichen Zustand. Die zweite Art ist die «natürliche Bedeutung». Wenn wir Rauch sehen, schließen wir auf Feuer – unabhängig von Sprache oder Kultur. Diese Bedeutung ist in der Natur verankert und universell verständlich, solange wir Menschen sind und eine gemeinsame evolutionäre Geschichte teilen.

Unser Körper ist Teil der Natur – und damit Träger natürlicher Bedeutung. Doch wir leben in einer Welt, die von konventionellen Bedeutungen dominiert wird. Der Tanz ist eine Kunstform, in der durch körperliche Bewegung natürliche Bedeutung erfahrbar gemacht und künstlerisch gesteigert wird. Tanzen – und Tanz zu betrachten – hilft uns, die «Sprache der Natur» zu verstehen. Körperliche Wahrheiten, die wir verdrängt oder vergessen haben, treten in kraftvoller und überraschender Weise zutage.

Natürlich hat auch die natürliche Bedeutung ihre Grenzen. Als sprachliche Wesen wollen wir das Erlebte deuten und in Worte fassen. Dabei legen wir oft konventionelle Bedeutungen über natürliche – und interpretieren individuell. Gerade darin liegt ein Wert: Tanz eröffnet einen universellen Zugang und zugleich Raum für persönliche Deutungen. Diese Vielfalt an Perspektiven – auch im Widerspruch – ist nicht nur schön, sondern bereichernd. Vielleicht vermag es nur die Poesie ähnlich wie der Tanz, mehrere Bedeutungsebenen zugleich anzusprechen – mit wenigen Zeichen und großer Offenheit. Denn wie Baudelaire uns erinnert: Auch die Natur spricht nicht eindeutig, besonders nicht, wenn es um so komplexe Phänomene wie Körper und Emotionen geht. Und gerade darin liegt ihre Kraft zur Vieldeutigkeit.
Ausgehen...
Bühne